Anaplastisches Oligodendrogliom
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Übersicht
Anaplastische Oligodendrogliome gehören zur Gruppe der Gliome und entstehen im zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) aus Vorläuferzellen der Oligodendrozyten. In der Klassifikation von Hirntumoren der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden anaplastische Oligodendrogliome dem Grad III zugeordnet. Diese Tumore treten vornehmlich im mittleren Erwachsenen auf mit einem Häufigkeitsgipfel im 4. und 5. Lebensjahrzehnt. Im Verlauf der Erkrankung können sie zu einem Glioblastom WHO-Grad IV entarten. Der weit überwiegende Teil der Oligodendrogliome tritt sporadisch auf, ohne eine gesicherte Ursache und ohne Vererbung innerhalb einer Familie.
Diagnose
Das wichtigste diagnostische Verfahren ist die Magnetresonanztomographie (MRT). Gelegentlich erfolgt ausserhalb der Routinediagnostik eine Darstellung des Stoffwechsels im Tumorgewebe mittels Positronenemissionstomographie (PET). Die Sicherung der Diagnose erfolgt durch eine feingewebliche Untersuchung im Anschluss an eine Operation. Anaplastische Oligodendrogliome weisen oft einen Verlust von Genmaterial auf. Dieser Verlust betrifft den kurzen Arm von Chromosom 1 (1p) und den langen Arm von Chromosom 19 (19q). Diese Veränderung wird meist als „1p/19q-Co-Deletion“ bezeichnet. Sie ist für die Patienten als günstig zu werten und macht ein Ansprechen auf Strahlen- oder Chemotherapie wahrscheinlicher.
Therapie
Die Gewebeentnahme im Rahmen einer Operation dient der Sicherung der Diagnose eines anaplastischen Oligodendroglioms. Daneben kann eine Operation dazu beitragen Symptome, die der Tumor verursacht zu reduzieren. Es wird eine möglichst komplette Entfernung des im MRT sichtbaren Tumors angestrebt, sofern die Lage des Tumors dies erlaubt. Da die Zellen eines anaplastischen Oligodendroglioms bei Diagnosestellung bereits in das umliegende gesunde Hirngewebe eingewandert sind, ist eine vollständige operative Entfernung aller Tumorzellen nicht möglich. Deshalb ist im Anschluss an eine Operation immer eine Nachbehandlung notwendig. Für die weitere Behandlung kommen eine Strahlen- oder Chemotherapie mit Temozolomid oder einer Kombination von Procarbazin, Lomustin und Vincristin (PCV-Schema) in Frage. Bei der Auswahl der Therapie und der Therapiekombinationen spielt der Marker „1p/19q-Codeletion“ eine zunehmend bedeutende Rolle. Neben den Standardmethoden werden regelmässig neue Therapiemöglichkeiten im Rahmen von Therapiestudien erprobt um die Behandlung des anaplastischen Oligodendroglioms zu verbessern.
Verlauf und Prognose
Bei anaplastischen Oligodendrogliomen des WHO Grades III ist eine definitive Heilung nicht möglich. Verglichen mit Astrozytomen des gleichen WHO Grades ist der Verlauf aber günstiger. Etwa 40-50% der Patienten überleben mehr als 5 Jahre.
Weiterführende Informationen
Neuroonkologie. Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge (Weller M, Roth P, Hrsg.). UniversitätsSpital Zürich / Universität Zürich, 2013
Interdisziplinäre Leitlinie „Gliome“. www.awmf.de